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Yoga und Kosmos

Sich selbst verstehen zu lernen, in dem man in fremde Länder oder sogar zu fernen Planeten reist, ist hilfreich aber begrenzt. Dabei bestimmen die sogenannte Offenheit unseres Körpers und die Offenheit unseres Geistes die Bandbreite unserer Erfahrungsmöglichkeiten. Ein ängstlicher oder verschlossener Körper und Geist , ist also in seinen Möglichkeiten beschränkt, beispielsweise fremde Kulturen zu erfassen und damit umzugehen, solange er seine Blockaden und Hemmnisse nicht überwindet. Und trotz allem, selbst wenn wir mit aller uns möglichen Offenheit, die Dinge der Welt begreifen und verstehen, wird dieses Begreifen und Verstehen fragmentarisch bleiben.

Erst die Reise in unser eigenes Inneres komplettiert unser Dasein auf dieser weltlichen Ebene.

Erst dort beginnt Yoga.  Die Asanas helfen uns Blockaden in unserem Körper aufzuspühren, sie helfen uns gesund zu bleiben und vielleicht auch – wenn wir krank sind – gesund zu werden. Die Asanas öffnen unseren Körper und unseren Geist. Doch wozu schließen wir etwas auf, wenn wir dann nicht hineingehen?

Yoga ist nicht Asana.

Damit Yoga keine reinen Körperübungen bleiben, quasi zu einem Work Out verkommen, müssen wir lernen uns selbst zu verstehen, wie wir aus unserem tiefsten Inneren heraus funktionieren. Wir alle ahnen, dass in uns mehr sein muss als Sehnen und Wünschen und das Erfüllen und Befriedigen oder das Gegenteil davon: Enttäuschung, Schmerz und Leid. Das macht uns zu Suchenden, den einen mehr den anderen weniger. Und manchmal machen wir Erfahrungen, die uns eine Idee davon geben, was wirkliche Freiheit von diesen Einschränkungen sein kann.

Durch Yoga steht uns allerdings ein großartiges Instrumentarium zur Verfügung und unser Körper, Atem und Geist sind ein beispielloses Experimentierfeld, um die tiefsten Schichten unseres Bewusstsein und auch unseres Unterbewusstseins, zu erhellen.

Das Medium, das uns nach innen führt, ist der Atem.

Die Vielfältigkeit und Anpassungsfähigkeit unseres Atem ist erstaunlich. Alles was wir tun wird von unserem Atem begleitet, ohne dass wir uns dessen bewusst werden müssen. Ob wir Treppen steigen, Hausarbeit machen, nachdenken, ärgerlich sind oder traurig: der Atem passt sich auf sehr spezifische Weise allem an, was wir tun, denken und fühlen.

Praktizieren wir Asanas begeben wir uns unmittelbar auf dieses Beobachtungsfeld, wo wir diese vielen Aspekt des Atems erforschen. Durch diese Aufmerksamkeit entsteht Bewusstsein, sodass Atem und Bewusstsein nicht mehr voneinander zu trennen sind, was uns schließlich in einen meditativen Zustand führt.

Prana (in Yoga Texten): vaishvik chaitanya shakti = kosmischen Kraft des Bewusstseins

Das Sanskrit-Wort Prana wird oft mit Atem übersetzt. Prana ist jedoch mehr als „nur“ Atem oder Luft. Atem und Luft sind der Zugang zum Prana, das heißt der Kosmischen Kraft des Bewusstseins und ihrer Manifestation im Körper.

„Atem und Prana sind edle, kosmische und sehr transzendente Aspekte in uns. Mit jedem Atemzug nehmen wir nicht nur Sauerstoff auf und scheiden Kohlendioxid aus, wir haben gleichzeitig den Zu- und Abfluss dieser universellen, kosmischen Kraft des Bewusstseins. Deswegen sind wir nicht nur lebendige Wesen, sondern haben die Fähigkeit des Bewusstseins in uns.“ (Prashant Iyengar)

Prana bildet so das Bindeglied zwischen unserer groben Körper–Geist Dualität und unserem viel feinstofflicheren Wesen. In Pranayama können wir diese erhabene Verbindung von Grobem und Feinem in unserem Körper erfahren (Annamayakosha, Pranamayakosha, Manomayakosha), mit dem Potential uns zu Meditation (Dhyana) zu führen.

„Yogas citta vrtti nirodhah.“ (Patanjali, 2. Yogasutra)  („Yoga ist das Aufhören aller Bewegungen des Bewusstseins.“)

Wenn das geschieht, eröffnet sich ganz lebendig, also frei von gespeichertem Wissen – die Möglichkeit unser wahres Selbst, die Essenz unseren Seins, unsere eigene Seele zu erfahren.